Das Buch zum Blog

Dieser Blog ist eine intime Autobiografie der 34-jährigen Protagonistin des gleichnamigen Buches: "ich-kinderlos.de".
Das Buch ermöglicht Einblicke in das Leben dieser jungen Frau. Sie nimmt sich an einem traurigen Sonntag im Juli vor: innerhalb von 30 Tagen etwas dauerhaftes, etwas bleibendes zu erschaffen. Sie ist kinderlos und hat kaum noch Familie. Was bleibt, wenn sie von dieser Erde geht?
Eine spanndende Reise durch Selbsterkenntnis und Motivation. Ob es ihr gelingt?

Dieses Buch nimmt ab August 2017 am Amazon.de Kindle Storyteller Wettbewerb teil.

Empfohlener Beitrag

Tag 1 / 30 - Begrüßung

Hallo, mein Name ist Dora Nora Fabian. Ich bin 34 Jahre alt. Ich starte diesen Blog um mein Leben zu dokumentieren. Wozu? Das weiß i...

Freitag, 14. Juli 2017

Tag 6 / 30 - Beerdigung

Hallo,

es ist überstanden. Wir haben ihn beerdigt und es war gut.
Ich bin selbst ganz überrascht wie friedlich und ruhig alles ablief. Der Pfarrer war sehr freundlich. Er hielt eine wirklich positive Rede und ließ kaum etwas gutes unerwähnt. Mein Opa war ein Held - könnte man denken. 
Da die Worte aber nur fünf Menschen gehört haben, bleibt er nur unser Held. Ein heimlicher Held. Wie viele unentdeckte Helden es wohl gibt auf dieser Welt?

Am Grab zwitscherten Vögel. Ich habe leise geweint. Kein Vergleich zu dem Abend davor. 
Unglaublich - aber es war okay.
Das was mich bestürzt ist die Tatsache, dass meine Mutter kaum da ist. Sie wandelt wie eine Untote herum. Sie sieht durch mich hindurch. Sie greift neben Gläser und Tassen und wirkt, als wäre sie gar nicht da.
Sie stellt mechanisch Fragen ohne Antworten zu erwarten. Wenn ich sie so ansehe, wirkt sie, als hätte sie eine Schock Reaktion. Blass und übermüdet glaubt man, sie klappt gleich ohnmächtig zusammen.
Das übliche Kaffetrinken nach einer Beisetzung war deshalb auch grauenhaft. Während der Zermonie waren noch zwei andere Frauen anwesend. Danach nur Papa, ich und sie. Ein Geist, anstelle meiner mutter versuchte uns zu unterhalten. Viel zu viele belegte Brötchen, Kuchen und Kaffee war aufgefahren worden in dem gemütlichen kleinen Kaffee. Wen hatte sie erwartet. Opa lebte seit über zehn Jahren in der Seniorenwohngemeinschaft. Er hat bisher alle überlebt. 
Bei den letzten Neueinzügen machte er sich nicht mal mehr die Mühe sich die Namen zu merken.
 "Die sterben doch sowoeso bald.", pflegte er zu sagen. Es klang nicht abwerten. Nein. Eher so, als würde er seine letzten Tage nicht mit Dingen vollstopfen, die ihn nicht interessierten. Mich hingegen fragte er immer aus. Wirklich immer. Ich besuchte ihn meist Freitag am Nachmittag. Er liebte Rumkugeln und ich hatte meine Quellen in einer Bäckerei am Stadtrand. Es war unser Ritual. Nur wir beide und die riesiegen in Kakao gewälzte Rumkugeln. Ich eine. Er zwei. Jede zweite Woche.

Heute ist auch Freitag. Ein Freitag ohne Rumkugeln. Aber vielleicht nicht ohne Rum? Ich werde nachher nochmal ins Wohnzimmer gehen und sehen, was meine Eltern treiben.
Jetzt muss ich aber mal online gehen. Üblicherweise treffe ich mich an einem Freitag Abend und an dem Samstag Abend mit einem Mann. Einem heißen Mann, wenn es gelingt ihn mit meinen Fotos und Worten von mir zu überzeugen. Ich brauche das. Alle zwei Wochen Sex mit einem Typen, den ich dann nie wieder sehe.
Ich brauche dass, wie Opa seine Rumkugeln.
Ob ich diese Gewohnheit mal überdenken sollte?
Vielleicht nachher. Jetzt checke ich erstmal meine Emails.
also, 
vielleicht morgen mehr...
Adieu